Lernort Museum – Kunstunterricht mal anders
Am Donnertag, den 10.11., haben die Schüler:innen der Q1 Kunstkurse des RHG geschlossen an einer Tagesexkursion ins Kölner Wallraf-Richartz Museum teilgenommen.
Es lockte eine spannende Ausstellung, deren thematische Relevanz aktuell genau so brisant erscheint wie schon zu ersttestamentlicher Zeit – das Thema: Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt mit all ihren negativen Auswirkungen auf Subjekt und Gesellschaft.
Als Sinnbild für ein solches, kulturgeschichtlich bereits früh formuliertes Opfer eines derartigen Machmissbrauchs steht die biblische Susanna, die beim Bade von zwei Ältesten (Amtsträger und Respektspersonen in der Gesellschaft) sexuell bedrängt und, da sie dem Drängen nicht nachgibt, des Ehebruchs bezichtigt wird. In der Folge wird sie zu Unrecht mit dem Tode bestraft, aber auch die zwei ihre Macht misbrauchenden Ältesten werden überführt und kommen vor den Fall – eine „Geschichte“, die uns aus den letzten Jahren leider allzusehr bekannt vorkommt und offensichtlich so alt wie die Menschheit ist.
In der aktuellen Ausstellung sehen wir das Susanna-Motiv von bekannten und weniger bekannten Küntler:innen durch die Jahrhunderte und in unterschiedlichen Materialien immer wieder aufgegriffen und gestalterisch variiert. Jeder Zeithorizont widerspiegelt sich mit seinem eigenen Denken in der konkretisierten Darstellung dieser Erzählung, besser, der prägnanten Szene. Historisch am frühesten lässt sich das Sujet in der aktuellen Ausstellung auf einem Papyrus aus hellenistischer Zeit fassen, die letzten intertextuellen und interpiktorialen Bezüge stammen aus dem Jahr 2010, wo das Thema von Chris Ware in einem Cover des NewYorker zitiert wird. Dazwischen gibt es auch recht überraschende, aber nicht minder überzeugende Querbezüge, z.B. zu Hitchcocks berühmten Film „Psycho“. Was wir an dieser Stelle jedenfalls feststellen können, ist, dass vermeintlich „alte Kunst“ in den wenigsten Fällen „überholt“ ist, denn Künste jedweder Art beschäftigen sich durchweg mit grundlegenden Fragen der Menschheit und der gesellschaftlich-kulturellen Verortung des einzelnen Subjekts, weshalb sich eine Auseinandersetzung damit auch immer lohnt.
Das inhaltlich und moralisch zugegeben doch etwas herausfordernde Thema der „Susanna im Bade“ wurde vom begleitenden museumspädagogischen Programm aber wieder wunderbar aufgefangen und transponiert: Unsere Schüler:innen hatten im Anschluss an die sehr kompetent durchgeführte und aufschlussreiche dialogische Führung die Möglichkeit, sich entweder handlungsorientiert (theatrale Formen) oder gestaltend (Collagen) gegenüber dem zuvor Gesehenen kreativ zu verhalten.
Folgende Eindrücke stammen von Schüler:innen
Der Tag hat in mir persönlich den Wunsch geweckt, öfter in Museen zu fahren. Es war nicht nur eine schöne Erfahrung mit meinem LK, sondern insgesamt sehr interessant und lehrreich.
Die Mitarbeiterinnen des Museums hatten auf alle Fragen eine Antwort. Sie haben uns toll durch den Tag begleitet. Die Workshops nach der Führung (Performance und Collage) sind wirklich gelungen und waren eine Bereicherung.
Zuerst dachte ich, ein Ausflug ins Museum würde„langweilig“ werden. Das [präsentierte] Thema ist aber wirklich interessant und heute noch sehr wichtig.